Newsletter 02-2009 des Instituts für Sexualpädagogik, Dortmund

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

mit der Dr.-Sommer-Studie 2009, dem Abschlussbericht zum Projekt "Schwangerschaft und Schwangerschaftsabbruch bei minderjährigen Frauen" und der BZgA-Studie "Aids im Bewusstsein der Bundesrepublik Deutschland 2008" sind in den vergangenen Wochen spannende Untersuchungen erschienen, die das Feld Jugendsexualität aktuell erhellen.

Doch was bedeuten die Untersuchungsergebnisse für die sexualpädagogische Arbeit mit Jugendlichen? Dürfen sich die Fachkräfte entspannt zurücklehnen, weil die Kondombenutzung erstaunlich weit verbreitet ist? Oder müssen Sie gerade jetzt aktiv werden, weil besonders Kondompannen zu Teenagerschwangerschaften führen?

Sowohl bei der qualifizierten Sichtung der aktuellen Datenlage als auch bei der Interpretation im Hinblick auf sexualpädagogische Konsequenzen für Ihre Arbeit unterstützen wir Sie gerne!

Haben Sie Interesse, sich grundlegend weiterzubilden? Dann informieren Sie sich auf unserer Website über die nächsten Möglichkeiten, sich zur Sexualpädagogin / zum Sexualpädagogen zu qualifizieren: Weiterbildungsangebote des isp

Übrigens: Noch bis Ende Juli ist es möglich, sich für das Seminar "Was ist denn hier los? - Die Dynamik in Gruppen, wenn es um das Thema Sexualität geht" anzumelden.

Wir wünschen eine spannende Lektüre des Newsletters!


Die Themen dieses Newsletters


Jugendsexualität und Pornografie

Dr.-Sommer-Studie 2009
Zum zweiten Mal präsentierte die Zeitschrift BRAVO im Mai 2009 die "Dr.-Sommer-Studie 2009 - Liebe! Körper! Sexualität!". Einige Ergebnisse lassen aufhorchen: So ließ sich bei den Fragen zur Zufriedenheit mit Körper und Aussehen eine signifikante Abnahme gegenüber der letzten Studie feststellen. Besonders Mädchen sind im Vergleich zur Studie 2006 deutlich kritischer bei der Bewertung von Aussehen allgemein und dem Gewicht im Besonderen. Germany’s Next Topmodel lässt grüßen?

Erstmals wurde der Themenbereich "Nutzung von Pornografie" abgebildet. Demnach hatten 57 % aller befragten Mädchen und 67 % der Jungen schon Kontakt mit pornografischen Bildern oder Filmen. Aber nur 1 % der Mädchen und 8 % der Jungen konsumieren regelmäßig Pornografie. 35 % der Jungen geben zu, "hin und wieder" zu konsumieren. Unklar bleibt jedoch, was Jugendliche als Pornografie empfinden. Dies muss sich nicht mit der gesetzlichen Definition decken.

Pressemitteilung zur Dr.-Sommer-Studie 2009

Bericht zur Studie auf der Website von N24


Publikationen zum Thema Pornografie
In zwei weiteren Publikationen aus letzter Zeit finden sich interessante Untersuchungsergebnisse und Beiträge zum Thema Jugendliche und Pornografie:

- pro familia Magazin 01/2009 mit dem Themenschwerpunkt "Pornografie"
pro familia Magazin 01/2009

- BZgA Forum Sexualaufklärung und Familienplanung 01/2009
Forum Sexualaufklärung zum Thema Medien


ZDF-Beitrag "Generation Porno"
Im April strahlte das ZDF in der Reihe 37 Grad die Dokumentation "Generation Porno" aus. Unter dem Motto "Wie Kinder hartem Sex begegnen" begleiteten die Filmemacher vier Jugendliche und befragte deren Eltern.
Im ZDF Dokukanal wurde darüber hinaus eine Diskussionsrunde zum Filmbeitrag gesendet. Als Experte nahm auch Reiner Wanielik, Dozent des isp, teil.

Die Dokumentation sowie die Diskussionsrunde können in der sogenannten ZDFmediathek nachgesehen werden, die über die Homepage des ZDF erreichbar ist. Allerdings ist Beitrag "Generation Porno" aus Jugendschutzgründen dort erst ab 22 Uhr freigeschaltet.

ZDF-Homepage


Angebote des isp zum Thema
Das isp bietet im Januar 2010 ein offenes Seminar zum Thema Einfluss von Pornografie auf körper- und sexualitätsbezogene Jugendkulturen an:

Offenes Seminar Jappy, Youporn und Bodystyling

Außerdem stehen wir gerne mit Vorträgen oder Inhouse-Fachtagen zum Thema Pornografie, Medien und Jugendsexualität zur Verfügung:

Inhouse-Fachtag Pornografie und Jugend(medien)kultur

Inhouse-Fachtag Jugendsexualität

Schwangerschaften im Jugendalter

BZgA-Studie
Vor Kurzem ist in der BZgA Schriftenreihe 'Forschung und Praxis der Sexualaufklärung und Familienplanung' der Abschlussbericht der Studie Schwangerschaft und Schwangerschaftsabbruch bei minderjährigen Frauen erschienen. Im Rahmen des Forschungsprojekts Jugendschwangerschaften wurden 2300 minderjährige Schwangere befragt. Mit 62 jungen Frauen und 11 Partnern wurden nach einem Schwangerschaftsabbruch intensive Interviews zu ihren Erfahrungen geführt.

Die Studie untersucht die Problemlagen minderjähriger Schwangerer und beleuchtet dabei insbesondere die Zusammenhänge zwischen gescheiterter Verhütung, Schwangerschaftskonflikten und den sozialen Verhältnissen, Ressourcen und Lebensperspektiven der jungen Frauen. Sie ist für 11 Euro über die BZgA erhältlich oder kostenlos als pdf einsehbar:

Studie Schwangerschaft und Schwangerschaftsabbruch bei minderjährigen Frauen


Jüngster Vater?
Vor einigen Wochen meinten Zeitungen den angeblich jüngsten Vater in Großbritannien ausgemacht zu haben. Kurze Zeit später gab es jedoch bereits Zweifel an der Story. Ein DNA-Test zeigte nun, dass der kindlich wirkende Alfie doch nicht der Vater des Kindes ist.

Bericht zu Alfie auf Welt-Online

Die Frankfurter Rundschau schreibt dazu in Ihrer Onlineausgabe: "Wäre es möglich, fragen sich die Briten, dass Alfies Vaterschaft mehr mit geldgierigen Verwandten und sensationslüsternen Medien zu tun hätte als mit realen physischen Ereignissen in Eastbourne?" Dazu ist wahrscheinlich schlicht "Ja!" zu sagen.

Artikel Frankfurter Rundschau


Prävention durch Schock-Video
Tatsächlich gehört Großbritannien in Europa zu den Ländern mit der höchsten Teenagerschwangerschaftsrate. Die Gemeinde Leicester hat sich daher in Form eines gespielten (!) Schock-Videos, das die dramatische Spontangeburt einer Teenagermutter auf einem Sportplatz zeigt, eine besondere Gegenmaßnahme erdacht:

Schockvideo Teenagerschwangerschaft auf YouTube

Homepage Leicester Teenage Pregnancy and Parenthood Partnership

Bericht dazu auf Merkur-Online


Angebote des isp zum Thema

Inhouse-Fachtag Teenagerschwangerschaften

HIV/Aids - Kondome - Präventionskampagnen

Aids im öffentlichen Bewusstsein
Im April veröffentlichte die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ihren jährlichen Bericht „Aids im öffentlichen Bewusstsein der Bundesrepublik Deutschland” für das Jahr 2008. Die neuen Daten der Repräsentativerhebung zeigen einen weiteren Anstieg des Schutzverhaltens in der Bevölkerung. Es werden mehr Kondome genutzt - und auch verkauft. 2008 wurden mit 215 Millionen so viele Kondome wie nie zuvor verkauft.

Studie Aids im öffentlichen Bewusstsein der BRD als pdf


Stiftung Warentest: Kondome
Die Stiftung Warentest hat jüngst wieder Kondome verschiedener Hersteller getestet. Es gab fast durchgehend keine Beanstandungen. Alle Kondome schlossen mit dem Qualitätsurteil gut ab. Es ist jedoch bedauerlich, dass die oft nebulösen Angaben zu den Kondomspezifika auf der Verpackung sowie die oft gut versteckten Angaben zur Kondomgröße nicht deutlich moniert wurden.

Der Test kann gegen Gebühr herunter geladen werden:

Stiftung Warentest - Kondomtest


Neue "Mach’s mit"-Kampagne der BZgA
Mit einer neuen Kampagnenstaffel möchte die BZgA die Öffentlichkeit auf das Thema Aids aufmerksam machen. Die Fotos der Kampagne zeigen nun keine Kondome über Obst und Gemüse mehr, sondern "Liebesorte", die Assoziationen zu sexuellen Situationen auslösen sollen. Das Kondom wird positiv als Möglichkeit empfohlen, z.B. Fantasien ohne Aidsrisiko ausleben zu können.

Auch das Internetportal www.machsmit.de wurde an die neue Kampagne angepasst. Die sechs Motive der mach´s mit-Kampagne 2009 können als Plakate und Postkarten kostenlos bestellt werden.

Bestellung Kampagnenmaterial


Relaunch der Internetseite von POSITHIV HANDELN NRW
Ebenfalls neu gestaltet präsentiert sich die Website www.posithivhandeln.de der AIDS-Hilfe NRW. Die Website bietet Informationen rund um das Leben mit HIV und Aids, insbesondere für Menschen mit HIV und Aids. POSITHIV HANDELN ist eine Initiative der Positivenselbsthilfe in NRW und den landesweiten
Positiventreffen.

Website POSITHIV HANDELN


Angebote des isp zum Thema

Gerne gestalten wir ein Inhousefachtag zum Thema HIV/Aids und Aidsprävention passend auf die Bedürfnisse vor Ort.

Inhouse-Fachtag Kondom

Kindliche Sexualität

Die Schließung einer Duisburger Kita wegen der Erlaubnis der Erzieherinnen zum Nacktspielen der Kinder im letzten Jahr zeigte wieder eindrücklich, wie brisant der pädagogische Umgang mit kindlicher Sexualität in der öffentlichen Wahrnehmung ist.

Bericht der NGZ Onlineausgabe

Bericht des WDR-Fernsehens


Das isp bietet in 2009 zwei offene Tagesseminare an, die das Thema "Körper, Liebe, Doktorspiele" für ErzieherInnen und einmal speziell für LeiterInnen von Kindergärten, Kitas oder Familienzentren aufgreifen:

Offenes Seminar Körper, Liebe, Doktorspiele - für ErzieherInnen

Offenes Seminar Doktorspiel als Krisenfall - für LeiterInnen

Sexualität und Alter

Ganz im Schwung des Films "Wolke 9", der Sexualität alter Menschen in die Kinos brachte, schuf die Fotografin Katrin Trautner im Rahmen einer Diplomarbeit eine Fotoserie mit erotischen / sexuellen Darstellungen von Menschen über 60. Die Bilder sind noch bis zum 11. Juli in der Ausstellung "Gute Aussichten. Junge deutsche Fotografie" im Art Foyer der DZ-Bank, Frankfurt am Main zu sehen. Trautners Serie "Morgenliebe" ist als Bildband im Kerber Verlag, Bielefeld, erschienen.

Infos zur Ausstellung

Bilder der Serie


Ein Interview mit zwei Portraitierten und weitere Hintergrundinformationen finden sich im Artikel der FR-online:

Artikel FR-Online


Angebote des isp zum Thema

Inhouse-Fachtag Sexualität im Alter

Veranstaltungshinweis

Am 8. Oktober 2009 veranstaltet das Jugendamt der Stadt Dortmund in Kooperation mit der LAG Jungenarbeit NRW, der AWO und dem Sozialen Zentrum eine Fachtagung zum Thema "Jungen und sexuelle Bildung – Schwarz weiß oder buntes Vielerlei?"

Veranstaltungsort ist Fritz-Henßler-Haus in Dortmund. Der Kostenbeitrag für die Tagung beträgt 50 Euro mit Mahlzeit oder 40 Euro ohne Mahlzeit. Eine Anmeldung ist möglich bis zum 10. September 2009.

Der Eröffnungsvortrag „Geile Böcke – sexuelle Lebenskünstler? Sexuelle Bildung als Chance für die Jungenarbeit" wird gehalten von Martin Gnielka, Dozent des Instituts für Sexualpädagogik.

Die Ausschreibung mit weiteren Informationen zur Fachtagung sowie Anmeldeunterlagen sind erhältlich bei Roswitha Borggräfe per Fax unter der Fax-Nr. 0231-50-10049 oder per Mail über rborggraefe@stadtdo.de

Medien und Materialien

LIEBe HABEN – Sexualität und geistige Behinderung

Der Reader "LIEBe HABEN – Sexualität und geistige Behinderung" zur gleichnamigen Fachtagung der pro familia Singen im November 2008 ist fertig gestellt und kann nun erworben werden. Neben dem Eröffnungsvortrag von Dr. Frank Herrath "Was behindert Sexualität?" sind dort Fachartikel der eingeladenen ReferentInnen zu finden.

Zu bestellen ist der Reader ab sofort schriftlich unter der Adresse pro familia Singen, Feuerwehrstrasse 1, 78224 Singen, per fax: 07731/12585 oder per Mail unter singen@profamilia.de. Verkaufspreis: 10,00 € plus 2,00 € Versandkosten (innerhalb Deutschland)


Plakatkampagne für Migrationsjugendliche
Der LSVD Nordrhein-Westfalen startet eine Plakatkampagne für schwule und lesbische Jugendliche mit Migrationshintergrund: "Ümit ist schwul, Aleksej ist schwul, Kai auch!" / "Ayse ist lesbisch, Nadija ist lesbisch, Vera auch!" Unter diesen Titeln in deutsch, türkisch und russisch möchte die Kampagne für die Integration und Akzeptanz schwuler und lesbischer Jugendlicher mit Migrationshintergrund werben.

Plakat als pdf