Weiterbildung Sexualpädagogik & sexuelle Bildung mit inklusiver Perspektive

Das isp in Kooperation mit der Ludwig Schlaich Akademie in 71332 Waiblingen (nähe Stuttgart).
Sexualität ist ein wichtiges Querschnittsthema in der Arbeit mit Menschen, von der Kindheit an über die Adoleszenz bis ins hohe Alter, für Menschen mit oder ohne Behinderung und für alle Geschlechter. Da aber in unseren post- modernen, pluralistischen Gesellschaften nicht mehr von allgemein akzeptierten Werten und Normen ausgegangen werden kann, resultiert daraus auch eine erhebliche Verunsicherung im Umgang mit Sexualität.

Ebenfalls können Generationen- sowie Kulturunterschiede zwischen den Fachkräften im sozialpädagogischen oder beraterischen Handlungsfeld und den Adressat*innen zur Verunsicherung beitragen. Der Umgang mit Sexualität stellt deshalb spezielle Anforderungen an pädagogische und beraterische Fachkräfte.

Die Teilnehmenden erwerben die notwendigen fachlichen Grundlagen und methodischen Kompetenzen, sexualpädagogische Angebote/sexuelle Bildungsangebote für verschiedene Zielgruppen in unterschiedlichen Settings zu entwickeln und durchzuführen. Ausbildungsziel ist es, sprachfähiger und selbstbewusster im Sexuellen zu werden und sich im Berufsfeld in Bezug auf Sexualität souverän bewegen und angemessen verhalten zu können.

Ziel ist die Erlangung von theoretischen wie fachlichen Kompetenzen zum Thema Sexualpädagogik und sexueller Bildung. Dabei geht es um die Auseinandersetzung mit Sexualität als positiven Aspekt des Menschseins, die Förderung sexueller Selbstbestimmung, um sexuelle Rechte und sexuelle Gesundheit wie auch um Prävention und Intervention bei sexualisierter Gewalt und sexuellen Grenzverletzungen.

Weiterbildungselemente

8 Module mit
180 Stunden Theorie, Selbstreflexion und Praxisreflexion (Kurszeit mit Leitung),
15 Stunden Praxisgruppentreffen,
30 Stunden Praxisprojekt,
35 Stunden Literaturstudium und Recherchen

Was zeichnet die Weiterbildung Sexualpädagogik und sexuelle Bildung mit inklusiver Perspektive aus?

  • Fachlicher Austausch und Reflexion zur Konzipierung eines sexualpädagogischen Projektes innerhalb einer kleinen Lerngruppe (max. 5 Personen) in enger Begleitung und Beratung durch eine*n Dozierende*n des isp
  • Begleitung der Teilnehmenden durch Teamteaching mit 2 Lehrpersonen
  • Umfangreiches und ständig aktualisiertes Arbeitsmaterial in Form von Fachtexten, Methoden und Arbeitsblätter sowie Literatur, Medien- und Materiallisten
  • Vernetzung mit Personen aus der Sexualpädagogik, der Politik, dem Sozial- und Bildungswesen sowie diversen Arbeits- und Tätigkeitsfeldern und mit der deutschsprachigen sexualpädagogischen Community
  • Gestaltung von Bildungsprozessen durch vielfältige Methoden auf kognitiver, multisinnlicher sowie interaktiver Ebene
  • Reflexion der eigenen Sozialisations- und Bildungsprozesse, eigener Wert- und Moralvorstellungen im Hinblick auf Sexualität und deren Einfluss auf das sexualpädagogische Arbeiten
  • Grundlagen Information und Reflexion zu gruppendynamischen Prozessen innerhalb des Lehrgangs sowie in der sexualbildnerischen Arbeit mit Gruppen
  • Kontinuierliche Haltungsentwicklung
  • isp-Dozent*innenteam mit langjähriger Erfahrung in diversen Arbeits- und Handlungsfeldern

Themen der einzelnen Weiterbildungsblöcke

Modulbeschreibungen

Modul 1 – Einführung in die Sexualpädagogik und Sexuelle Bildung
Im Zentrum dieses Moduls stehen Informationen zu Inhalten und Organisation des Lehrgangs sowie das Kennenlernen der Lehrgangsgruppe. Persönliche Lerninteressen, sowie Erwartungen, Wünsche und Befürchtungen im Zusammenhang mit sich selbst, der Gruppe und dem Leitungsteam werden wahrgenommen und diskutiert. Inhaltlich werden erste Grundlagen zum Sexualitätsverständnis erworben bzw. erweitert und es wird mit konkreten sexualitätsbezogenen Arbeitsfeldsituationen der Teilnehmenden gearbeitet. In Bezug auf sexualitätsbegleitendes professionelles Handeln ist die Auseinandersetzung mit eigenen Stärken und Schwächen ein wichtiger Aspekt.

Modul 2 – Körper- und Sexualaufklärung
Den Teilnehmenden wird ermöglicht, ihre je eigene Sexualaufklärungsgeschichte zu reflektieren, um die präsentierten zielgruppenspezifischen Aufklärungsmedien und –methoden angemessen einzusetzen. Hierzu gehört auch die Klärung der Relevanz, der Chancen und Grenzen von Körper- und Sexualaufklärung im Rahmen sexueller Bildungsangebote.
Im Detail erwerben die Teilnehmenden ausgewählte Kenntnisse über biologische Grundlagen der Sexualität, Funktionen der Sexualorgane, Fruchtbarkeit sowie sexuelle Gesundheit und verständigen sich über relevante Körper- und Sexualitätsfragen. Dabei werden zentrale informative Methoden zum Thema Verhütung und sexuell übertragbare Infektionen erarbeitet.

Modul 3 – Sexuelle Biografie
Das viertägige Modul spannt einen Bogen vom Blick auf gruppendynamische Prozesse über die Auseinandersetzung mit dem biografischen Werden auf kognitiver, emotionaler und körperlicher Ebene.
Ein wesentlicher Teil ist die Vermittlung grundlegender gruppendynamischer Kenntnisse und das Lernen am Model – über Selbst- und Fremdwahrnehmung der eigenen Person in Gruppen. Im Mittelpunkt der biografischen Arbeit steht die Reflexion der eigenen Sozialisations- und Bildungsprozesse, Wert- und Moralvorstellungen im Hinblick auf Sexualität und deren Einfluss auf das sexualpädagogische Arbeiten. Die Begegnung mit der eigenen Körpergeschichte soll dessen Bedeutung für das sexualpädagogische Wirken ins Bewusstsein heben. Dabei werden Erfahrungsräume für ein ganzheitliches Lernen zur Verfügung gestellt. Als Grundlage für professionelles Handeln wird der Beschäftigung mit der Balance von Nähe und Distanz Raum gegeben.

Modul 4 – Aspekte der Sexualwisssenschaft und Sexualität im Lebenslauf
In dem dreitägigen Modul haben die Teilnehmenden die Möglichkeit sich mit der psychosexuellen Entwicklung auseinanderzusetzen. Angefangen mit kindlicher Sexualität und den ersten Lebensjahren werden die (sexuellen) Entwicklungsschritte über die Kinder- und Jugendphase, Bedingungen der erwachsenen Sexualität, Sexualität und Behinderung sowie die Besonderheiten von Alterssexualität erarbeitet. Dabei werden zentrale und aktuelle Theorien der deutschsprachigen Sexualpädagogik sowie der deutschsprachigen Sexualwissenschaft besprochen und diskutiert. Im Rahmen des Moduls werden dabei die gesellschaftlichen Bedingungen von Sexualität reflektiert. Im Sinne der sich durchziehenden Reflexion des eigenen Seins und Tuns entwickeln Teilnehmer*innen eine eigene Positionierung im Feld der sexuellen Bildung.

Modul 5 – Geschlechtliche Identitäten und sexuelle Orientierungen und methodische Grundlagen sexualpädagogischer Beratung
Im Mittelpunkt dieses Moduls steht die Auseinandersetzung der Teilnehmenden mit der menschlichen Vielfalt von Sexualität. Dies beinhaltet die individuellen Facetten der Wahrnehmung, des Empfindens und Erlebens bis hin zur Ausgestaltung von gelebter Sexualität in den unterschiedlichen Lebensphasen. Dazu wird das eigene Verständnis und Wissen zu den unterschiedlichen Themen wie Rolle, Geschlecht und Identität aufgearbeitet und in Kontext der eigenen Fachlichkeit gestellt. Mit methodischen Vertiefungen zu den unterschiedlichsten Vielfaltsthemen werden für die sexualpädagogische Arbeit zusätzliche Kompetenzen erworben. Des Weiteren wird auch kulturelle Vielfalt im Brückenschlag zwischen dem Eigenen und dem Fremden reflektiert und eine differenzierte Haltung gestärkt.

Im Zuge der Professionalisierung sexualpädagogischen Arbeitens wird das Thema Sexualität und Sprache fokussiert und der Stellenwert sowie die Ressourcen sexualpädagogischer Beratung in Abgrenzung zur Sexualberatung und -therapie erörtert und geübt.

Modul 6 – Sexualität und Gewalt
Das Modul bietet die Möglichkeit sich mit dem komplexen Thema sexueller Gewalt auseinanderzusetzen.
Es werden grundlegende Informationen zu den bedeutsamen Aspekten des großen Bereichs „Sexuelle Gewalt“ im Kontext pädagogischer Settings vermittelt. Die Situation von betroffenen Kindern und Jugendlichen mit sexuellen Gewalterfahrungen steht hierbei im Mittelpunkt. Es geht um die Interpretation von „Missbrauchssignalen“, um familiendynamische Aspekte bei der sexualpädagogischen Begleitung, um Bewältigungsstrategien von Betroffenen aber auch um den Umgang mit übergriffigen Kindern und Jugendlichen.
Möglichkeiten der Intervention und Prävention werden aufgezeigt und eingeschätzt. Wirkungskraft und Grenzen von Hilfe und Unterstützung werden besonders im Blick auf die Tätigkeit sexualpädagogischer Fachkräfte geklärt. Dabei wird im Seminar der eigene Bezug zum Thema reflektiert.

Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Bewusstwerdung der Übergänge zwischen konsensfähigen und grenzverletzenden Verhalten im Sexuellen. Schließlich wird der gesellschaftliche Diskurs des Themas in den Blick genommen. Die unterschiedlichen fachwissenschaftlichen Positionen und Aspekte werden vorgestellt und besprochen.

Modul 7 – Vielfältige Ausdrucksformen von Sexualität – Sinne und Sinnlichkeit
Hier nehmen der Körper und die Körperarbeit einen besonderen Raum ein. Es werden körperorientierte Ansätze der Bildungsarbeit vorgestellt und kritisch geprüft. Im Speziellen findet eine vertiefte Auseinandersetzung mit Sexocorporel und dessen Stellenwert für die sexuelle Bildung statt.
Der Körper wird mit all seinen Sinnen und seiner Sinnlichkeit im Rahmen von Selbsterfahrung und theoretischer Einbettung in den Fokus gerückt. Ziel ist es den Körper in seiner Vielschichtigkeit als Ankerpunkt sexuellen Lernens – Erlebens und sexueller Kompetenzentwicklung zu erfassen.
Der Vielfältigkeit sexueller Ausdrucksformen wird abseits normativer Darstellungen vom berauschend Schillernden bis hin zu irritierenden Seiten von Erleben nachgespürt. Chancen und Herausforderungen im Umgang mit Pornografie, Sexting sowie Sexarbeit werden zwischen lustvoll bis hin zu verstörend erregenden Inhalten diskutiert. Die eigene Position wird in geschützten Räumen geprüft.

Modul 8 – Abschlussmodul – Praxisprojekt, Projektpräsentation und Abschlusskolloquium
Das Abschlussmodul beinhaltet neben dem Erbringen der beiden Leistungsnachweise in Form der Projektpräsentation und des Kolloquiums zum Erlangen des Zertifikates auch inhaltliche Themen. Hierbei wird der eigene Lernprozess sowie gruppendynamische Prozesse reflektiert und methodische Möglichkeiten in der Gestaltung von Abschluss und Abschied vertieft. Dieses Modul bildet den Abschluss des Lehrganges mit der Zertifikatsfeierlichkeit.

Modul Recht
Sexuelle Bildung und Recht stehen in einem für pädagogische Fachkräfte spannungsreichen Verhältnis. Sätze wie „Da stehe ich doch mit einem Bein im Gefängnis“ oder die Sorge um eine Unterhaltspflicht, sollte eine Jugendliche z.B. während einer Ferienfreizeit schwanger geworden sein, halten sich hartnäckig. Zwar werden objektive Tatbestandsmerkmale im Gesetz direkt genannt, allerdings häufig so abstrakt, dass durch einen Blick in die Gesetzesbegründung, in Kommentare und durch Erforschen der Rechtsprechung eine Auslegung erfolgen muss. Insofern unterliegt gerade der Bereich des Sexualstrafrechts – auch ohne Gesetzesänderung – Änderungen in der Auslegung der Normen.
Diskutiert werden die Rechte der jungen Menschen und das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung wie das Recht auf Privatsphäre. In Fallarbeit werden strafrechtliche Grundlagen wie das Vorschubleisten vertieft und Strafbarkeit von Sexualität von Kindern und Jugendlichen unter sich wie Erwachsenen, auch in Betreuungsverhältnissen, erarbeitet.

Projektleitende:
Christine Hofstätter und Jörg Nitschke

Termine (Anmeldehinweise siehe Text)

Dozierende: Christine Hofstätter und Jörg Nitschke

Weiterbildung Sexualpädagogik & sexuelle Bildung mit inklusiver Perspektive

71332 Waiblingen / bei Stuttgart / Online

Termin:
02.04.2025 - 27.02.2026

Modul 1: 02.04. – 04.04.2025 / Ludwig Schlaich Akademie

Modul 2: 21.05. – 23.05.2025 / Ludwig Schlaich Akademie

Modul 3: 08.07. – 11.07.2025 / Haus Birkach

Modul 4: 24.09. – 26.09.2025 / Online Zoom

Modul 5: 21.10. – 24.10.2025 / Ludwig Schlaich Akademie

Modul 6: 26.11. – 28.11.2025 / Ludwig Schlaich Akademie

Modul Recht: 17.12.2025 / Online Zoom

Modul 7: 13.01. – 16.01.2026 / Ludwig Schlaich Akademie

Modul 8: 25.02.2026 – 27.02.2026 / Ludwig Schlaich Akademie

Ort:

Ludwig Schlaich Akademie GmbH
Devizesstraße 9 · 71332 Waiblingen
Tel.: +49 07151 9531-4696 oder -4676
Ludwig-Schlaich-Akademie

Anmeldung:

Sie können sich direkt bei der Ludwig-Schlaich-Akademie anmelden:
www.LSAK.de/fortbildung

Kosten:

Die Seminargebühren belaufen sich auf 5.950,00 €.
Die Seminargebühren verstehen sich exklusive der Kosten für Unterkunft und Verpflegung.

Für die Unterkunft und Verpflegung im Haus Birkach (Modul 3) rechnen Sie bitte mit ca. 450,00 € – die Rechnung erhalten Sie direkt vom Haus Birkach.

Wenn Sie eine Unterkunft in Waiblingen suchen, geben wir Ihnen gerne Tipps.

Eine Zahlung der Seminargebühren in Monatsraten ist möglich mit einer Einzugsermächtigung. Über die Konditionen informiert Sie die Ludwig Schlaich Akademie.



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